Die Kunst der Hybridfotografie verbindet das analoge Aufnehmen von Fotos mit der digitalen Nachbearbeitung und verbindet quasi Geschichte und Moderne. Dabei bietet die Hybridfotografie die Vorteile aus beiden Welten und stellt vor allem für erfahrene Fotografen eine reizvolle Erweiterung des Portfolios dar.
Körnung statt Pixel
Beliebt geworden ist die Hybridfotografie vor einigen Jahren, damals hatte diese Mischung aus analoger und digitaler Fotografie ihre Daseinsberechtigung vor allem in technischen Vorteilen, inzwischen ist sie eher ein Reiz und eine Kunstform geworden. Bei der Hybridfotografie werden Fotos mit analogen Kameras aufgenommen, die (bereits entwickelten) Farbnegative allerdings zur Weiterverarbeitung eingescannt und digital weiter verarbeitet. Technisch war dies vor einigen Jahren reizvoll, da analoge Kameras – vor allem analoge Spiegelreflexkameras – etwa bei einem Film mit 100 ASA eine Auflösung von etwa 18 bis 20 Millionen Bildpunkten (entspricht Megapixeln) hatten. Dies stach damals einen Großteil der DSLRs aus, zudem die Größe eines Bildes auf Film deutlich größer war als der Sensor vieler digitaler Kameras.
Weitere Vorteile sind die oft sehr günstigen analogen Kameras und Objektive und die Filmkörnung, die deutlich weicher ist als die Pixelation eines Motivs. Inzwischen sind DSLRs was Auflösung und Sensorgröße betrifft längst en par oder im Vorteil, allerdings hat die Hybridfotografie nach wie vor ihre Daseinsberechtigung. Das liegt zum einen immer noch an der Körnung von Filmmaterial, die eine deutlich andere Ästhetik als digitale Fotografie bietet und beim Betrachten als sehr weich und klassisch empfunden wird. Auch die Kontrastreichweite der meisten Fotofilme liegt deutlich über den Sensorkapazitäten von DSLRs. Diese besitzen die RAW-Formate ja vor allem deswegen, um diese Schwäche auszugleichen. Zudem liegt natürlich in der analogen Fotografie ein gewisser Reiz der Kunstfertigkeit. Blende und Belichtungszeit müssen etwa gemessen werden, das Foto im klassischen Sinne ist das Festhalten eines Momentes. Und dieser wird so in den Film gebrannt, wie die Kamera ihn belichtet.
Das Negativ ist die wahrhaftigste Abbildung des Foto-Prozesses. Alleine die quantitative Begrenzung des Filmstreifens verlangt eine andere Auseinandersetzung mit dem Motiv. Der Auswahlprozess beginnt schon vor dem Foto und jedem Bild hängt auch ein Mysterium an. Denn was genau festgehalten wurde, eröffnet sich oft erst in der Dunkelkammer – ein sofortiges Prüfen und die Korrektur am Ort der Aufnahme werden unmöglich. Diese Schwierigkeiten und Limitierungen von analogem Film haben die Digitalfotografie erst so komfortabel und allgegenwärtig gemacht, wer sich aber den Herausforderungen stellt, wird belohnt mit der Ursprünglichkeit und Zufälligkeit, die der digitalen Fotografie gänzlich abhanden gekommen ist.
Ein technisches Problem stellt sich aber tatsächlich in der Brücke zwischen analoger und digitaler Welt. Die digitale Nachbearbeitung bietet Geschwindigkeit, Präzision und beinahe fantastische Möglichkeiten und ein analoges Bild zeigt die unverwechselbare Schönheit des Filmstreifens, aber jedes Hybridfoto kann in der Ausgabe nur so gut werden wie sein Scan. Leistungsfähige Scanner von Farbnegativen sind aber nicht günstig und das Einscannen über Fotodienstleister bietet oft Ergebnisse, die für intensive Nachbearbeitung zu schlecht aufgelöst sind. Stattdessen wird hier für die Ausgabe optimiert. Ein fähiges Fotolabor oder ein eigener Fotoscanner ist also Voraussetzung und die Kosten nivellieren oft die finanziellen Vorteile analoger Ausrüstung.
Ob nun ein Fotolabor die persönlichen / professionellen Kunstwerke bearbeiten soll oder ob dies mit eigenen, elektronischen Be- und Verarbeitungstools geschieht, können die Fotografen selbst entscheiden. Bei der Wahl für das passende Bearbeitungstool können Seiten wie test.de oder netzsieger.de sehr hilfreich sein, um in dem großen Angebot an verschiedenster Software einen Überblick zu bekommen. Prinzipiell funktioniert der Prozess mit jedem Farb- oder Schwarz-Weiß-Film, daher eignet sich auch jede analoge Kamera. Natürlich sind Spiegelreflexkameras wegen ihrer kreativen Freiheit und Präzision zu bevorzugen. Insbesondere die Verfügbarkeit großartiger Objektive zu günstigen Preisen macht das Wagnis Hybridfotografie so spannend.
Viele analoge Optiken lassen sich sogar adaptieren, aber nicht alle – ein gutes Beispiel sind die Canon FD-Optiken, deren Adaptierung zu EF ein Albtraum ist. Die Anschaffung der richtigen Kamera und Objektive kann also gleich mehrfach lohnen. Gute Kameras zum Einstieg sind etwa die Nikon F5 bzw. F6 oder die Canon EOS 3, diese bieten zwar Fotografie auf Film, aber viele Bedienhilfen. Fortgeschrittene Fotografen, die auf Automatiken verzichten können, werden etwa in der Minolta XD 7 oder der Praktica BX20 einen treuen Begleiter finden – allerdings ohne Komfort wie Autofokus.
Mehr Zufall wagen
Die Hybridfotografie ist nicht nur für Nostalgiker reizvoll, sondern bietet auch digitalen Fotografen eine neue Herausforderung und eine spannende Nische. Hybridfotografie bietet Zufälligkeiten, Unwägbarkeiten und den weichen Look klassischer Bilder, ohne auf die Vorteile digitaler Lagerung und Bearbeitung verzichten zu müssen.
Euer Fototeufel
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