Im heutigen Gastbeitrag verrät Fotografin Petra Schneider von myphotobook.de, worauf sie beim Fotografieren ihrer HDR-Fotos besonders achtet.
HDR-Fotos sind deckungsgleiche, übereinander gelegte Fotografien des gleichen Motivs, die unterschiedlich lange belichtet wurden und dadurch das volle Farbspektrum aus der Szene in einem Bild darstellen. Dadurch sind sie farblich fast noch beeindruckender als das tatsächliche Motiv, da alle Farben in einem Bild gebündelt sind. Ein HDR-Foto erfordert etwas Technik und kann nicht “einfach so” geschossen werden, doch tatsächlich ist die Kunst dahinter auch keine Wissenschaft, die man ohne Fotografie-Studio nicht erlernen könnte.
Tipp #1: Die richtigen Motive
Nicht jedes Bildmotiv gibt ein HDR-Foto ab, das überzeugender ist als das Original. Wichtig sind Motive, in denen mehrere Farben zu erkennen sind, die sich anderenfalls schwer alle gleichzeitig betonen ließen. Blau- und Orange- oder Rottöne sind beispielsweise so gegensätzlich, dass sie optimal in ein HDR-Foto passen. Auch Grün und Blau, die näher beieinander liegen, können beide gut hervorstechen. Auch sollte das Motiv mehrere Sekunden lang genau so stillstehen wie es jetzt steht, denn andernfalls gelingt das Foto nicht.
Tipp #2: So wenig Bewegung wie möglich
Ein HDR-Foto braucht mehrere unterschiedlich lange belichtete Schichten. Deswegen eignen sich absolut stille Motive wie in der Stillleben-Fotografie besonders gut. Naturszenen dagegen müssen im richtigen Moment entdeckt werden. Tierfotos und Portraits gelingen eher selten als HDR-Fotos, da sie einfach zu viel Bewegung in sich haben – die Belichtungsebenen sind dann nicht mehr gleich. Bewegt sich dagegen eine Wolke immer weiter, so kann das durchaus interessante Effekte ergeben, da die Bewegung langsam, fließend und gleichmäßig ausfällt.
Tipp #3: Nur mit Stativ!
Wer schon einmal nachts fotografieren wollte, wird wissen, wie schwer es sein kann, eine Kamera wirklich bewegungslos zu halten, während die Belichtungszeit lang ausfällt. Bei langer Belichtungszeit ist es nahezu unmöglich und das Bild verwischt – was interessant aussehen kann, aber beim HDR-Foto natürlich nicht gewollt ist. Deswegen braucht man ein Stativ oder mindestens eine stabile Stellfläche für die Kamera, während sie das Foto aufnimmt.
Tipp #4: Fernauslöser
Je länger und schwerer das Objektiv, desto schwerer kann es werden, die Kamera selbst auf einem Stativ konstant gerade und bewegungslos zu halten. Der Druck des Auslösers ist es oftmals, der das Bild schließlich doch leicht verwackelt. Mit dem Fernauslöser passiert das ganz bestimmt nicht mehr, da die Kamera damit nicht mehr angefasst werden muss. Der Tipp hilft auch oft bei ganz regulären Objektiven und verhilft zu wirklich perfekten, deckungsgleichen Belichtungsstufen.
Tipp #5: Die “richtige” Belichtungszeit
Ein Richtig und Falsch gibt es bei der Wahl der Belichtungszeit nicht. Unerfahrene Fotografen machen gute Erfahrungen damit, zunächst einen Schnappschuss mit Belichtungszeit wie von der Kamera als optimal vorgeschlagen zu machen. Danach folgen zwei weitere Fotos mit Über- und Unterbelichtung – ausreichend für ein erstes HDR-Foto. Am besten versucht man trotzdem, mehrere Fotos zu machen, denn dann kann man sich die besten Bilder immer noch nachträglich aussuchen.
Tipp #6: Bilder im RAW-Format
Das RAW-Format ist, wonach es klingt: Fotos werden nicht wie beim JPEG-Format oder anderen Dateiformaten mit Informationen abgespeichert, sondern roh, wie sie sind. Das ist das richtige Format für die HDR-Fotografie, da die Ausgangsbilder möglichst unangetastet sein sollten, wenn sie verarbeitet werden. Erst in der finalen Version darf die Technik dann nachhelfen. Aber Vorsicht – RAW-Formate können groß werden, also immer ausreichend Speicherplatz freihalten.
Tipp #7: Mehr als 3 Belichtungsebenen
Für ein HDR-Foto braucht man mindestens 2, eher 3 Fotos – einmal genau richtig belichtet, dann über- und unterbelichtet. Ersteres Bild ist die Basis. Die darauf folgenden Fotos entscheiden darüber, wie helle und dunkle Bereiche und die einzelnen Farben letztlich zur Geltung kommen. HDR-Fotos sehen oft viel spannender aus, wenn mehr als 3 Belichtungsebenen zugefügt werden.
Tipp #8: HDR-Software oder Bildbearbeitung?
Viele professionelle Bildbearbeitungsprogramme wie Adobe Photoshop sind zwar nicht für HDR-Fotos alleine gedacht, können sie aber erzeugen. Mit geeigneten Tutorials kann man sich daran versuchen und sollte sich hierbei den Freiraum zum Experimentieren lassen. Wer das erste HDR-Foto erstellt, wird so besser verstehen, wie sie funktionieren und was die einzelnen Werte bedeuten. Amateure und Profis können mit der Zeit natürlich auch auf professionelle HDR-Foto-Software umsteigen – sie ist aber nur nötig, wenn man das Hobby wirklich für sich entdeckt hat.
Tipp #9: Autofokus deaktivieren
Das Besondere an der Spiegelreflexkamera ist ihr Umgang mit der Tiefenschärfe. Der Autofokus ist zusätzlich in der Lage, ihn zu steuern, wenn der Fotograf noch unerfahren ist. Allerdings sollte gerade er ausgestellt werden, wenn man HDR-Fotos machen will, da die Tiefenschärfe dann nicht mehr stimmig wäre. Sie sollte so groß wie möglich ausfallen, das volle Bild erfassen, weshalb das Motiv erneut sehr wichtig wird. Geringe Tiefenschärfe entwickelt sich auf dem HDR-Foto andernfalls nicht in die gewünschte Richtung.
Tipp #10: Automatische HDR-Fotos?
Manche Kameras oder Smartphone-Apps bieten die Möglichkeit, HDR-Fotos “automatisch” zu erstellen. Das funktioniert leider oftmals nicht so, wie ein Profi-Fotograf sich das vorstellen würde – und es werden kaum realistische HDR-Fotos erzeugt. Um zu einer wirklich schönen HDR-Aufnahme zu gelangen, muss man letztendlich selbst Hand anlegen, aber letztlich ist das nur gut und erhöht das tiefe Verständnis und die Wertschätzung des Fotografen für sein Kunstwerk.
Bonus-Tipp #11: Weiterverarbeitung der HDR-Fotos
Damit die mühevoll aufgenommenen HDR-Bilder nicht so leicht in Vergessenheit geraten und sichtbar platziert werden können, gibt es natürlich die Möglichkeit diese zu einem entwickelten bzw. gedruckten Foto-Produkt weiterzuverarbeiten. Für HDR-Bilder eignen sich besonders gut großflächige Poster, Leinwände oder Alu Dibonds, wie sie in unterschiedlichen Formaten und Ausführungen von myphotobook.de angeboten werden.
Ich bedanke mich vielmals bei Petra Schneider für diesen umfangreichen und ausführlichen Artikel zum Einstieg in die HDR-Fotografie. Wer auch weiterhin auf dem Laufenden bleiben will, was HDR-Fotos und die Fotografie im Allgemeinen angeht, der folgt mir einfach bei Facebook, Google+ oder Twitter.
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Euer Fabian Der Fototeufel
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