Eine fotografische Reise durch die Provence
Im ersten von vielen Gastbeiträgen wird euch heute mein Freund und Reisefotograf Manuel Röder von seinem Streifzug durch das fotografische Frankreich im Sommer 2012 berichten:
Hallo zusammen! Mein Name ist Manuel Röder und in den kommenden Abschnitten schildere ich euch meine Reise durch die Provence, welche ich zusammen mit meiner Freundin unternommen habe.
Die Fahrt kann beginnen
Im Vergangenen Sommer ging es für uns nach Südfrankreich. Die geplante Tour lag bei ungefähr 3.000 km. Doch dadurch, dass Pläne zum umwerfen gut sind, war die Strecke am Ende gut 4.000 km lang.
Die erste Etappe führte uns nach Rennes-sur-Loue, einem kleinen verschlafenen Dörfchen am Fluss Doubs. Von dort waren es noch 400 km zum ersten großen Ziel – Avignon.
Am nächsten Morgen ging es also weiter gen Süden – über die legendäre „Nationale sept“. Diese führt immer entlang der „Autoroute du soleil“ nach Süden, durch viele schöne kleine Orte und Dörfchen. Am Abend in Avignon und nach Einbruch der Dunkelheit ging es sofort los mit Kamera und Stativ – Avignon bei Nacht stand auf dem Programm.
Zum damaligen Zeitpunkt bestand mein Equipment aus einer Canon EOS 7D Spiegelreflexkamera mit Cropfaktor 1.6, einem Canon EF 17-40mm f/4L USM Weitwinkelobjektiv, der Canon EF 50mm f/1.4 USM Festbrennweite und einem Canon EF 70-200mm f/4L USM Teleobjektiv. Dadurch, dass wir mit dem eigenen Auto unterwegs waren, habe ich alles mitgenommen, um für jede Situation gerüstet zu sein. Wer trampend durch Frankreich ziehen will, sollte sein Equipment auf ein Minimum reduzieren.
Dies hier ist das Ergebnis des Nachtshootings in Avignon.
Bei diesem Foto war es wichtig, die richtige Balance in der Belichtung zu finden, da besonders das Palais des Papes sehr hell angestrahlt war. Die Belichtung reichte hier mit 30 Sekunden bei Blende 8.0 aus und das Ergebnis war recht zufriedenstellend. Durch die lange Belichtungszeit erscheint das Wasser schön fließend, was dem ganzen Bild in puncto Dynamik sehr zuträglich ist. Gerne hätte ich an dieser Stelle eine HDR-Belichtungsreihe gemacht, um diesen hohen Kontrast zwischen starker künstlicher Beleuchtung und nächtlicher Dunkelheit zu kompensieren. Allerdings war es mir durch den enorm hohen Publikumsverkehr vor meiner Kamera vergönnt, auch nur ansatzweise eine etwas komplexere Fotografie-Methode anzuwenden.
Am nächsten Morgen ging es dann durch die Gegend. Die erste Station war die Pont du Gard, ein altes Aquädukt aus Römerzeiten, was dort mitten in der Landschaft steht. Einen Tipp für einen eventuell geplanten Besuch: Der Parkplatz kostet 18€, egal wie lange man parkt. Deshalb unbedingt alle Ausstellungen auf dem Gelände mitnehmen, sonst werden es teure Fotos – so wie bei uns.
Im Anschluss ging es weiter nach Nîmes, ebenfalls eine alte Römerstadt. Dort am bekannten Amphitheater kam ich in Schwierigkeiten. Durch den Crop-Faktor von 1.6 der Canon EOS 7D (also das kleinere Sensorformat im Vergleich zum Vollformat) entsprach das Canon EF 17-40mm f/4L USM eher einem Objektiv mit einer Brennweite von 27 – 62 mm, was in einigen Situationen viel zu lang war.
Am Amphitheater in Nîmes musste ich mir deshalb mit einem Trick behelfen. Ich habe einfach drei Hochkantaufnahmen des Amphitheaters gemacht und diese dann mittels Photoshop zu einem Panorama zusammengesetzt. Durch die modernen Algorithmen von Photoshop, ist dies ganz gut gelungen, auch wenn man sich für ein professionelles Panorama eines Stativs und eines Nodalpunktadapters bedienen sollte.
Am folgenden Tag ging es in das „Paris des Südens“ – nach Marseille. Die alte Hafenstadt ist aber vor allem eins: dreckig. Leider. Vom Hügel der Schifferkirche Notre-Dame de la Garde hat man einen tollen Blick über die ganze Stadt, bis hin zum Château d’If, bekannt aus dem Buch und gleichnamigen Film „Der Graf von Monte Christo“.
An der Stelle bewies es sich mal wieder, dass es gut war, meine gesamte Ausrüstung dabei zu haben, denn hier brauchte ich das Canon EF 70-200mm f/4L USM Teleobjektiv – und dank des Crop-Sensors hatte ich gleich noch eine Art Teleconverter dabei, womit das Bild einer Brennweite von 320mm (200mm * Cropfaktor 1.6) entspricht. Natürlich musste ich für das finale Bild noch etwas in Adobe Photoshop nachhelfen, da ich ca. 2km vom Objekt entfernt war.
Die nächsten Tage ging es dann weiter mit unserer Rundreise durch den Süden. Unsere Wege führten uns auch um die Schluchten des Verdon, ein in Jahrtausenden durch einen Fluss geformtes Tal mit einer schroffen und atemberaubenden Kulisse.
Durch das kalkhaltige Gestein nimmt das Wasser in der tat eine so starke türkise Farbe an. Aber ein Foto, und ist es noch so gut, kann einfach nicht das beschreiben, wie atemberaubend dieser Anblick „in Echt“ ist. Ein unbedingter Tipp an alle Provence-Reisenden!
Zu einem Besuch in der Provence gehört natürlich auch deren höchster Berg – der Mont Ventoux. Knapp 2000m über NN steht man auf dem Gipfel und es bietet sich eine atemberaubende Sicht über die Landschaft. Der „Aufstieg“ ist jedoch nicht ohne. Dadurch, dass der Mont Ventoux Protagonist einer Etappe der Tour de France ist und der Radfahrer Tom Simpson 1967 bei solch einer Etappe ums Leben kam – ein muss für jeden Radfahrer. Diese quälen sich zu Hauf die teilweise 18% Steigung zum Gipfel hinauf. Wir haben uns für das Auto entschieden, was auch nicht ohne war.
Für dieses Foto habe ich mich wieder für die Panorama-Variante entschieden, da ich einen großen Blickwinkel darstellen wollte. Man erkennt dies gut an der Krümmung im Vordergrund. Wichtig bei so einem Panorama ist es, mit der Belichtungsspeichertaste, also dem kleinen Sternchen auf der Canon-Kamera oder im manuellen Modus zu arbeiten. Wenn man die Kamera in der gewohnten Automatik lässt, kommt es leicht dazu, dass sich Helligkeitsunterschiede ergeben, welche dann auch im Panorama zu sehen sind und man so genau die Übergänge erkennt. Ebenso wichtig ist es, den Fokus beizubehalten. Bei Landschaftsaufnahmen arbeite ich selber meist mit den Blenden 8 – 13 was für eine große Schärfentiefe sorgt. Bei dem Panorama auf dem Mont Ventoux war auf unendlich fokussiert, was eine gute Schärfe im ganzen Bild garantiert. Im Nahbereich sollte man da wesentlich sorgfältiger arbeiten, da hier schnell die Gefahr besteht, ein unscharfes, fehlfokussiertes Foto zu machen und somit das ganze Panorama unbrauchbar zu machen.
Wichtig bei einem Panorama
- Horizont möglichst in gleicher Höhe in den Einzelaufnahmen (damit muss man nicht zuviel wegschneiden)
- Belichtungsspeicher oder manuellen Modus verwenden
- Manuellen Fokus nutzen
Unsere Reise führte uns im Anschluss weiter Richtung Norden, über Annecy und Dijon ging es dann an den Titisee und von dort dann wieder nach Hause.
Mehr Fotos zu dieser fotografischen Reise gibt es im dafür erstellten Album auf Flickr.
Abschließend möchte ich noch meine Empfehlung für einen ambitionierten Landschaftsfotografen geben:
Fazit
Für gute Landschaftsaufnahmen ist oft ein großer Bildwinkel gefragt. Dieser lässt sich über zwei Wege realisieren:
- Eine DSLR mit Cropfaktor mit einem Ultraweitwinkelobjektiv – hier sei das Tokina AF 11-16mm f/2.8 empfohlen. Es bietet abgeblendet eine ausreichende Abbildungsqualität bis in die Ecken und lässt sich an jeder Crop-DSLR montieren. Rein mechanisch passt die Canon-Version auch an eine Vollformat-DSLR, dabei muss man aber mit starken Vignettierungen ab einer Brennweite von ca. 15mm und darunter rechnen.
oder
- Eine Vollformat DSLR (z. B. Canon EOS 5D-Reihe) und das Canon EF 17-40mm f/4L USM Weitwinkelobjektiv. Inzwischen ist dies Lieblingskombination Landschaften.Der Bildwinkel ist ähnlich dem Tokina AF 11-16mm f/2.8. Ein weiterer Vorteil dieser Kombination ist das super Preis-/Leistungsverhältnis. Teurer geht es mit dem Canon EF 16-35mm f/2.8L II USM oder für ganz hartgesottene mit dem Canon EF 14mm f/2.8L II USM. Letzteres ist aufgrund der festen Brennweite aber recht unflexibel.
Ich bedanke mich an dieser Stelle vielmals für den detaillierten Einblick. Wer mehr von Manuels Werken sehen möchte, folgt ihm auf Facebook oder Flickr.
Der Fototeufel
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