Makrofotografie – aber wie?
Im heutigen Gastartikel starte ich gemeinsam mit Makrofotografin Eileen Hafke eine kleine Reihe zum Thema Makrofotografie. In Teil 1 erfahrt ihr, welche Ausrüstung ihr für die Makrofotografie benötigt und warum.
Hallo, mein Name ist Eileen Hafke, 23 und ich freue mich, euch in einem Gastbeitrag die Makrofotografie näherbringen zu dürfen. Da in der Makrofotografie unterschiedliche Aufnahmesituationen oder bestimmte Motive einen veränderten Aufbau an der Kamera erfordern, soll dieser erste Teil die wichtigsten Zubehörteile näher beleuchten.
Was kennzeichnet die Makrofotografie?
Die Makrofotografie bringt Details zum Vorschein, die man beim Vorbeigehen überhaupt nicht wahrnimmt bzw. auf die man aufgrund ihrer Alltäglichkeit und Einfachheit schlichtweg nicht achten würde. Mit ihr verbindet man in aller erster Linie das Ablichten von Spinnen, Insekten und Blumen, wobei der Kreativität bzgl. anderer interessanter Motive keine Grenzen gesetzt sind. Nach der DIN 19040 gilt als Abbildungsmaßstab für die Makro- bzw. Nahaufnahme der Bereich zwischen 1:10 und 10:1. Obwohl damit der Rahmen der Makrofotografie recht genau abgesteckt ist, verschwimmen in der Praxis die einzelnen Bereiche der Fotografie doch stark. Die Zuordung einiger Bilder als Makrofoto ist daher gar nicht so einfach.
Die Ausrüstung
I. Kamera
Für Makro- bzw. Nahaufnahmen benötigt man nicht zwingend eine Spiegelreflexkamera, denn sie sind mit jeder Kompaktkamera möglich, sofern diese über einen gesonderten Makromodus verfügt. Besonderes Augenmerk sollte neben Spiegelreflexkameras auch auf spiegellose Systemkameras sowie auf Micro-Four-Thirds-Kameras gerichtet werden. Die jeweiligen Kamerasysteme haben ihre Vorteile und Nachteile.
II. Makroobjektiv
Makroobjektive sind speziell für den Nahbereich korrigierte Objektive. Fast alle heute hergestellten „echten“ Makroobjektive erreichen einen Abbildungsmaßstab von 1:1 und sind Festbrennweiten. Ihre Naheinstellgrenze ist sehr gering gehalten, sodass man nah an seine Motive herangehen kann. Es gibt sie in unterschiedlichen Brennweiten und mit unterschiedlicher Fokussierung: So haben manche einen herausfahrenden Tubus, andere wiederum eine Innenfokussierung.
Möchte man den Maßstab von 1:1 überschreiten, sind zusätzliche Hilfsmittel nötig oder aber ein Lupenobjektiv, wie es Canon mit dem MP-E 65 mm f/2.8 anbietet.
III. Nahlinse/Achromat
Besitzt man (noch) kein Makroobjektiv, bieten sich Nahlinsen und Achromate an, die vor das jeweilige Objektiv zu schrauben sind. Natürlich können beide auch mit Makroobjektiven kombiniert werden. Die Stärke der Nahlinsen wird in Dioptrien (dpt) angegeben. Ein Nachteil von Nahlinsen ist jedoch, dass sie nicht korrigiert sind, weil sie in der Regel aus nur einer Linse bestehen. Dies führt zu einer teils erheblichen Verschlechterung der Bildqualität und zu chromatischen Aberrationen (Farbsäume um kontrastreichen Bildteilen). Diese können durch Achromaten weitestgehend korrigiert werden, da sie aus mehreren Linsenelementen gefertigt werden. Sie sind demnach qualitativ die bessere, aber auch teurere Wahl.
Bei Nahlinsen und Achromaten sollten allerdings zwei Dinge berücksichtigt werden: Eventuell bestehende Abbildungsfehler des Grundobjektivs werden durch deren Einsatz verstärkt und eine Fokussierung auf unendlich ist nicht mehr möglich.
IV. Zwischenringe
Zwischenringe sind lichtundurchlässige Rohre in verschiedenen Längen (z.B. 13mm, 21mm und 31mm), die zwischen das Objektiv und das Kamerabajonett gesetzt werden. Sie erhöhen damit nicht die Brennweite des jeweiligen Objektivs, sondern verkürzen durch den verlängerten Aufbau die Naheinstellgrenze, was wiederum zur Steigerung des Abbildungsmaßstabes führt. Es gibt sie in automatischen (mit Elektronik zur Datenübertragung zum Objektiv) und manuellen Ausführungen.
Der große Vorteil von Zwischenringen gegenüber Nahlinsen, Achromaten und Telekonvertern ist, dass nicht stark in das optische System eingegriffen wird und somit die Bildqualität weitgehend erhalten bleibt. Problematisch ist aber der, je nach Länge des Zwischenrings bzw. der Kombination mehrerer Zwischenringe, auftretende Lichtverlust. Man sollte daher immer Blende, Belichtung und Lichtempfindlichkeitseinstellungen des Sensors bei der Verwendung im Auge behalten.
V. Telekonverter
Telekonverter werden zwischen das Objektiv und das Kamerabajonett gesetzt. Es gibt sie in Form von 1,4-fach bis 3-fach-Konvertern. Im Gegensatz zu Zwischenringen verändern sie aber nicht die Naheinstellgrenze, sondern erhöhen die Brennweite des Grundobjektivs um den Faktor des Konverters. Telekonverter stehen oft in der Kritik. Das mag wohl daran liegen, dass sie nicht in jeder Objektivkombination gute Ergebnisse liefern. Um gute bis sehr gute Resultate erzielen zu können, sollten sie nur an lichtstarken (< f/2.8) Festbrennweiten eingesetzt werden.
Nachteilig und somit zur Verminderung der Bildqualität führt, dass der Telekonverter direkt in den optischen Aufbau eingreift. Die Bildqualität verschlechtert sich insbesondere durch die Verstärkung bestehender Abbildungsfehler. Zudem kann er auch eigene Fehler erzeugen, die die bereits beim Objektiv bestehenden verstärken können. Ein weiterer Nachteil liegt im auftretenden Lichtverlust von einer Blende bei 1,4-fach-Konvertern, zwei Blenden bei einem 2-fach-Konverter und drei bei einem 3-fach-Konverter. Wegen der verminderten Lichtstärke funktioniert bei manchen Kombinationen der Autofokus des verwendeten Objektivs nicht.
Setzt man sie jedoch richtig ein, überwiegt klar ihr Vorteil: Mit Telekonvertern lässt sich gegenüber Nahlinsen, Achromaten und Zwischenringen weiterhin auf unendlich fokussieren, was den Einsatzbereich bei vergleichsweise geringer Ausrüstung doch sehr flexibel gestaltet.
VI. Balgengerät
Ein Balgengerät ist genau genommen ein Zwischenring, der allerdings in seiner Länge variabel ist. Normalerweise erlauben sie keinerlei Datenübertragung. Hier gibt es Ausnahmen, die aber deutlich teurer sind als die manuelle Ausführung.
VII. Retroadapter
Retroadapter sind eine kostengünstige Möglichkeit, sich aus einem „herkömmlichen“ Objektiv ein Makroobjektiv zu zaubern! Das Objektiv wird dabei einfach umgekehrt an das Kamerabajonett angeschlossen. Da dies nicht ohne weiteres funktioniert, werden diese Adapter verwendet. Eine Datenübertragung zum Objektiv ist nicht möglich. Weil in der Makrofotografie aber grundsätzlich immer abgeblendet werden muss, geschieht dies bei Retroadaptern wie folgt:
Während das Objektiv noch richtig herum auf der Kamera sitzt, wird die Abblendtaste gehalten, sodass sich die gewählte Blende einstellt. Um die Blende so eingestellt zu lassen, dreht man während des Haltens der Abblendtaste das Objektiv vom Bajonett und setzt es andersherum wieder an. Der Abbildungsmaßstab nimmt mit kürzerer Brennweite zu.
Fazit
Für den Einstieg eignen sich Nahlinsen und Achromaten hervorragend. Damit bekommt man ein gutes Gefühl für den Nahbereich. Für eine intensive Auseinandersetzung mit der Makrofotografie wird man jedoch auf Dauer nicht um ein Makroobjektiv herumkommen. Aber keine Sorge, das vorher gekaufte Zubehör ist dann nicht automatisch unnütz, da es auch in Kombination mit einem Makroobjektiv verwendet werden kann.
Ich kombiniere am liebsten mein Canon EF 100mm f/2.8 Macro USM Makroobjektiv mit dem Vivitar 2x AF MC7 Pro High Definition Telekonverter. Ansonsten verwende ich sehr gern Zwischenringe und meinen Achromaten.
So geht’s weiter
Im zweiten Teil erläutere ich euch die Probleme, die mit der Makrofotografie einhergehen. Welche Blende wähle ich wann, wie gehe ich mit dem Lichtbedarf und Wind um? Und was ist bei der Nachbearbeitung zu beachten? Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit genommen habt. Eileen Hafke
Mehr von Eileen findet ihr auf Facebook und Flickr. Dieses Interview mit Eileen ist ebenfalls sehr lesenswert.
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Euer Fabian Der Fototeufel
Comment
Toller Beitrag…auch Teil 2 auf den ich sehnsüchtig gewartet habe.Tja das heisst es nun üben üben üben damit man nix vergisst.