Im heutigen Gastartikel setzt Makrofotografin Eileen Hafke unsere kleine Reihe zum Thema Makrofotografie fort. In Teil 2 erfahrt ihr, welche Schwierigkeiten euch erwarten und wie ihr sie mit Bravour meistert.
Hallo! Nach meinem ersten Gastbeitrag über einen wesentlichen Teil der Ausrüstung in der Makrofotografie geht es heute um die Probleme, mit denen ihr immer wieder konfrontiert werdet.
I. Schärfentiefe
Wer schon mal einen ersten Schritt in die Makrofotografie gewagt hat, der musste sicherlich schnell feststellen, dass die Schärfentiefe hier ein besonderes Problem darstellt. Diese nimmt nämlich mit zunehmendem Abbildungssmaßstab immens ab. Die Motive dann in ihrer Gesamtheit abzubilden, fällt schwer. Abgesehen davon, dass man eine geringe Schärfentiefe stilistisch gut in bestimmten Fotos einsetzen kann, wird in der Makrofotografie in der Regel auf eine hohe Schärfentiefe wert gelegt. Was hilft also nun gegen zu geringe Schärfentiefe? Wie schaffe ich es, das Motiv dennoch scharf abzubilden? – Die Blende schließen (Abblenden; Blendenzahl (f) erhöhen) ist hier das Stichwort!
Das ist jedoch leichter gesagt als getan: Wer nun annimmt, man schließe die Blende einfach nahezu komplett (stellt also eine hohe Blendenzahl ein) und alles wird perfekt, der irrt. Hier tauchen zwei Probleme auf: Umso weiter die Blende geschlossen wird, desto mehr Lichtbedarf wird natürlich auch notwendig, um das Bild korrekt zu belichten. Dieser vermehrte Lichtbedarf kann zwar durch eine verlängerte Belichtungszeit kompensiert werden, allerdings resultiert daraus die Gefahr der Verwacklung bei nicht statischen Motiven oder (schon nur minimalem) Wind. Das Dazuschalten eines Blitzes schafft Abhilfe.
Das zweite, weitaus größere Problem nennt sich „Beugungsunschärfe“. Je kleiner die gewählte Blende (also je höher die eingestellte Blendenzahl) ist, desto größer ist die auf dem entstandenen Bild auftretende Beugungsunschärfe. Beugung tritt immer auf, wird allerdings erst ab einer bestimmten Blendengröße störend auffallend: Das Bild wird dann wieder unscharf.
Wir benötigen also einen Kompromiss zwischen Schärfentiefe und Bildschärfe (vermindert durch Beugungsunschärfe). Dies wird „förderliche Blende“ genannt; hier ist die Schärfentiefe am höchsten, die Bildschärfe ist allerdings schon etwas – jedoch nicht störend – durch Beugungsunschärfe gemindert. Demgegenüber steht noch der Begriff der „kritischen Blende“. Bei der kritischen Blende ist die Bildschärfe am höchsten, die Schärfentiefe befindet sich jedoch nicht auf dem höchsten Punkt (den würde sie erst mit Erreichen der förderlichen Blende erlangen).
Eine generelle Einstellung für die förderliche Blende anzugeben, ist leider nicht möglich. Hier spielen mehrere Faktoren eine Rolle, nämlich die Sensorgröße der Kamera, die Lichtwellenmenge und vor allem der Abbildungsmaßstab. Gesagt werden kann aber: Umso höher der Abbildungsmaßstab gewählt wird, desto weniger darf abgeblendet werden. Beispielsweise ist die förderliche Blende bei Verwendung eines APS-C-Sensors (etwa 22,5 mm x 15,0 mm) bei einem Abbildungsmaßstab von 3:1 und einer Blendenzahl von 8 bereits überschritten und das Bild fängt an, unscharf zu werden.
Man sieht: Irgendwann ist Schluss mit der Schärfe. Wer dennoch bei einem Maßstab von z.B. 3:1 das gesamte winzige Objekt scharf darstellen möchte, der sei auf die Methode des „Focus Stacking“ verwiesen. Hierbei werden mehrere Aufnahmen von dem Objekt angefertigt, alle von verschiedenen Fokusebenen. In einem geeigneten Bearbeitungsprogramm werden dann diese Aufnahmen zu einer Einzelfotografie zusammengefügt, wodurch sich ein durchgängig scharfes Bild ergibt. Es ist zu beachten, dass das Motiv ruhig sein muss und ein Stativ in den meisten Fällen Pflicht ist. Manchmal sind auch ein paar „Stacks“ (ca. 2-6 Aufnahmen) aus der Hand heraus möglich.
II. Licht
In der Makrofotografie benötigt man Licht. Viel Licht. Gerade, weil in aller Regel abgeblendet und der Abbildungsmaßstab vergrößert wird, vermehrt sich der Lichtbedarf (wie bereits oben kurz angesprochen).
Wir haben neben dem Öffnen der Blende (Verringerung der Blendenzahl) drei Möglichkeiten, fehlendes Licht auszugleichen:
Zum einen können wir den ISO-Wert (die Lichtempfindlichkeit des Sensors) erhöhen. Der Haken an der Sache: Umso höher der eingestellte ISO-Wert, desto störender ist das Bildrauschen. Rauschen kann man zwar in der nachträglichen Bearbeitung entfernen oder bereits eine Rauschunterdrückung in den Kameraeinstellungen vornehmen, allerdings gehen dadurch Details verloren, da das Bild „glatt gebügelt“ wird. Das ist in der Makrofotografie eher kontraproduktiv. Ein Merksatz für die Einstellung des ISO-Wertes könnte lauten: „So hoch wie nötig, aber so niedrig wie möglich.“
Des weiteren können wir die Belichtungszeit verlängern, um dem Lichtbedarf gerecht zu werden. Problem: Umso länger die gewählte Belichtungszeit, desto eher können Verwacklungen auftreten oder – selbst wenn ein Stativ verwendet wird – Unschärfe durch ein sich bewegendes Motiv oder durch Wind auftreten.
Zum anderen können wir auch einen Blitz benutzen. Bei Verwendung eines Blitzes können grundsätzlich ISO-Wert niedrig und Belichtungszeit kurz gehalten und das Objekt ohne größerer Gefahr der Unschärfe abgelichtet werden. Problematisch beim Blitzeinsatz sind aber die unschönen Reflexionen auf den Panzern oder in den Augen der Insekten sowie das unnatürliche harte Licht. Dem entgegenwirken kann man z.B. mit Softboxen, die das Licht weicher machen und Schatten mildern. Darüber hinaus kann der Blitz in seiner Leistung gedrosselt und/oder indirekt sowie entfesselt zum Motiv geschaltet werden. All das verhilft zu einer natürlicheren Bildstimmung. Beachtet werden sollte aber, dass je nach Abbildungsmaßstab und „Anbau“ von Kombinationen an der Kamera es auch dazu kommen kann, dass das Objektiv das Motiv abschattet und der Blitz, sofern er vom Blitzschuh der Kamera gezündet wird, das Objekt nicht mehr belichten kann. Um dieses Problem zu lösen, kann man zu anderen Blitzsystemen greifen (z.B. Zangen- oder Ringblitze, die vorn an das Objektiv angebracht werden) oder den Aufsteckblitz getrennt von der Kamera („entfesselt“, z.B. von der Seite) feuern.
Für welche Variante man sich entscheidet bzw. welche man kombiniert, ist abhängig von der Aufnahmesituation und von den persönlichen Vorlieben. Ich verwende ungern ein Stativ, weil ich mich damit nicht mobil genug fühle. Generell gehe ich für meine Aufnahmen einen Kompromiss zwischen ISO-Wert und Belichtungszeit ein und verwende keinen Blitz. Wird der Lichtbedarf zu hoch und müsste ich den ISO-Wert entweder auf ein störendes Maß erhöhen oder die Belichtungszeit derartig verlängern, dass die Gefahr der Verwacklung bei Freihand-Aufnahmen besteht, schalte ich meinen Aufsteckblitz oder meinen Ringblitz wie oben beschrieben dazu.
III. Wind
Wenn ihr auf Tour geht, prüft vorher den Wetterbericht! Nichts ist ärgerlicher als Wind, vor allem, wenn man die Methode mit der Verlängerung der Belichtungszeit bevorzugt und Blitzeinsatz vermeiden möchte. Aber auch, wenn man wie ich wenigstens den Blitz immer dabei hat und bei Benutzung die Bewegung einfrieren könnte: Wind ist anstrengend, weil die Motive permanent aus dem Fokus geweht werden. Dies wird umso störender, desto höher der Abbildungsmaßstab gewählt wird. In jedem Fall hat man mehr Freude bei Windstille oder zumindest bei einer nur ganz leichten Brise.
Ich hoffe, ich konnte euch durch meine beiden Gastbeiträge die Makrofotografie etwas näher bringen und euch den ein oder anderen Tipp hinterlassen.
Ein besonderer Dank geht an den Fototeufel Fabian Tschök, der seinen Blog für meine Beiträge zur Verfügung gestellt hat.
Falls ihr Fragen, Anregungen oder Kritik habt, dann könnt ihr mich sehr gern auf Facebook und Flickr besuchen und anschreiben.
Vielen Dank an dieser Stelle auch noch einmal an Eileen Hafke für diesen sehr aufschlussreichen Artikel.
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Euer Fabian Der Fototeufel
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Super!