Nach ein paar Wochen Urlaub und den ersten Tagen zurück im Alltag, möchte ich nun mein Fazit zum SPIESSER Medienlager 2013 in Chemnitz ziehen, euch meine Erfahrungen schildern und natürlich auch jede Menge Fotos zeigen.
25 Teilnehmer im Alter von 15 bis 21 Jahren, 2 Wochen, 4 Workshops und jede Menge Arbeit.
Wie es dazu kam lest ihr hier.
Erster Kontakt
Noch während meiner Ausbildung und in den Kinderschuhen eines Fotografen steckend, sollte für meinen Betrieb ein neuer Imagefilm entstehen. Idealerweise fand ein Jugend-Medienwochenende im Sächsischen Landtag in Dresden statt – das sogenannte Outtake vom SPIESSER. An jenem Wochenende können Jugendendliche aus ganz Deutschland in verschiedenen Workshops wie Fotografie, Video, Text und Radio einen Einblick die unterschiedlichsten Themen der Medienwelt werfen.
Als Einsteiger in der Medienwelt eine ideale Veranstaltung, um sich ein paar nützliche Tipps und Tricks für die Fotografie oder für andere Themen zu ergattern.
Das Feeling war einfach großartig. Alle Teilnehmer hatten das gleiche Ziel und waren vor Ort, weil sie es wollten und nicht weil sie mussten – das merkt man natürlich sofort.
Zweiter Besuch
Im darauffolgenden Jahr wollte ich, meiner Karriere als Fotograf wegen, an dem fortgeschrittenen Kurs für Fotografie teilnehmen. Gesagt getan! Die Kursleiterin war eine Fotografiestudentin aus Leipzig, die Ihren Job auch relativ gut machte und einigen auch sicherlich noch was beibringen konnte. Mir leider nicht. Also beschloss ich mich für das nächste Jahr beim SPIESSER als Kursleiter zu bewerben.
Leider wurde genau nach diesem letzten Jahr das Projekt Outtake eingestellt und so blieb es einige Zeit ruhig in dieser Richtung, bis ich im Frühjahr 2013 eine E-Mail der Projektleiterin Peggy Eckert vom SPIESSER bekam.
Als Outtake-Nachfolger über einen Zeitraum von 2 Wochen wurde das Medienlager wieder ins Leben gerufen und so begannen meine Vorbereitungen.
Themenwahl
Die Frage, die im Raum stand, war klar: Was könnte einen Anfänger interessieren? Die Antwort darauf auch: ALLES! Nun galt es die Spreu vom Weizen zu trennen. Glücklicherweise kann ich mich an meine Anfänge in der Fotografie noch sehr gut erinnern. Darauf aufbauend verfolgte ich ein anderes Konzept bei der Vermittlung meines Wissens über die Fotografie. Ich glieder Wissen grob in 3 Bereiche:
- Sollte man verstehen
- Sollte man von gehört haben
- Muss man nicht verstehen – aber wissen was es macht
Ein Beispiel: Ich bin der Ansicht, dass detailliertes Wissen über den inneren Aufbau einer Spiegelreflexkamera (DSLR) meine Fotografiekünste nicht grundlegend verbessert. Ich sollte allerdings genau wissen, was die einzelnen Bedienelemente an meiner Kamera für Funktionen haben und was sie bewirken. Der ausschlaggebende Punkt liegt hier wieder auf: Konzentration. Vielen Einsteigern fällt es schwer die wichtigen von den unwichtigen Informationen zu trennen. Man wird überall mit einer vielzahl an Informationen bombardiert, sodass es einem schwer fällt den Fokus zu behalten. In meinem Kurs wollte ich es anders machen und meinen Teilnehmern genau das vorsortierte Wissen weitergeben, was ich mir über die Jahre angeeignet hatte.
Es geht los
Am Tag vor der Abfahrt sah mein Bett so aus:
Die verschiedenen Stative und Softbox und Reflektor hatte ich ein paar Tage vorher bereits zum SPIESSER gebracht. Meinen Wanderrucksack hätte ich interessehalber einmal auf die Waage stellen sollen – leider vergessen.
Kaum in Chemnitz angekommen erblickte ich das historisches Umformerwerk, welches zur Jugendherberge umgebaut wurde. Die Lage war optimal und keine 5min Fußweg vom Markt entfernt.
Die Ausstattung der Zimmer war, sagen wir – praktisch und typisch für eine Jugendherberge. Schmale Doppelstockbetten, Waschbecken, Dusche und WC. EInzelzimmer gab es nicht, also “wohnte” ich alleine in einem 4-Bett-Zimmer.
Nach dem Beziehen meines Zimmers ging es dann nach dem Mittagessen direkt los. Alle Workshopleiter schnappten sich ihre Leute und besetzten unterschiedlichste Ecken im Gelände der Jugendherberge. Meine Truppe arrangierte sich in einer gemütlichen Sitzecke auf der Außenterasse.
Der Fotoworkshop als auch der Videoworkshop wurden durch Canon und Manfrotto unterstützt. Vielen Dank nochmal an der Stelle für die Leihgaben. Bewaffnet mit drei Canon EOS 60D, einer Canon EOS 5D Mark II und diversen Objektiven der L-Klasse fingen alle direkt an die Kameras auszuprobieren. Dies war also der Startschuss für einen 2-wöchigen Fotoworkshop mit meiner Premiere als Workshopleiter.
Der Auftrag
Ein paar Wochen vor Beginn des Medienlagers bekam ich vom SPIESSER noch mein Briefing für den Fotografiekurs. Hintergrund war ein realer Auftrag des Deutschen Jugendherbergswerkes (DJH). Für jeden Kurs gab es einige Aufgaben. In meinem Fotoworkshop sollten neue Testimonials und Anzeigenmotive entstehen. Die Claims für die Testimonials dachte sich der Agentur-Workshop aus und die Anzeigentexte der Text-Workshop. Nahezu jeder Medienlager-Teilnehmer sollte einmal für ein Testimonial fotografiert werden. Die dabei entstehenden Motive sollen deutschlandweit für beliebige Jugendherbergen eingesetzt werden können. Dahingehend mussten wir natürlich darauf achten, dass sich unsere Motive keiner genauen Location oder einer Stadt zuordnen lassen können.
Die Umsetzung
Glücklicherweise war das Wetter in den 2 Wochen komplett auf unserer Seite, sodass wunderschöne sommerliche Motive entstehen konnten. Am zweiten Tag, nach der kleinen Kennenlernrunde auf der Terasse, ging es direkt los. Im kleinen Stadtpark von Chemnitz genossen wir die Abstinenz der Chemnitzer und konnten uns ganz auf unser Motiv konzentrieren. Als erstes musste Maria zu Trainingszwecken zur Verfügung stehen.
So entstanden sukzessive die ersten Fotos. Auch Fotoworkshop-Teilnehmer Oskar machte sich sehr gut als Model.
Nachmittags gingen wir dann geschlossen zur TU Chemnitz, wo uns ein PC Pool der Fakultät Medieninformatik zur Verfügung gestellt wurde. Grübelnd, was aus dem Foto entstehen soll, bearbeiteten dann alle ihre Fotos oder wählten gemeinsam die besten aus.
Zwischendurch düste ich mit meinem Drehstuhl immer von Platz zu Platz, um noch das eine oder andere Problem aus der Welt zu schaffen oder diverse Kameraeinstellungen nochmal im Detail zu erklären.
Des öfteren konnte ich auch solche Gesichtsausdrücke ala “Oh mein Gott was soll ich nur aus diesem Foto machen” sehen. Nichts für Ungut Oskar 😉
In diesem Rhythmus aus Fotografie und Bildbearbeitung arbeiteten wir uns durch die 2 Wochen. Zwischendurch trafen wir uns zur Feinabstimmung der Motive bzw. zur Auswahl der bereits entstandenen Fotos mit dem Agenturworkshop und diskutierten einige Bildideen und Umsetzungen. Einige Fotos mussten wir erneut nachstellen und so lernten auch meine Teilnehmer den “harten” Alltag mit einem echten Auftraggeber kennen.
Chemnitz besitzt auch einen wunderschönen Schlossteich mit Park, welchen wir natürlich direkt für unsere Zwecke akquirierten. Gemeinsam mit einigen Teilnehmern aus anderen Workshops konnten wir hier wirklich sehr schöne Motive fotografieren.
Überraschender Weise war die größte Schwierigkeit für die Auftragsumsetzung nicht die rudimentären Fotografiefähigkeiten meiner Teilnehmer, sondern die doch eher geringe Verfügbarkeit der anderen Workshopteilnehmer für unsere Motivaufnahmen. Die anderen Workshops mussten natürlich ebenfalls ihre Aufträge fertigstellen und benötigten damit jeden Man(n) oder Frau.
Ein großer Irrtum ist der Zeitaufwand für ein Fotoshooting. Oft wird angenommen, dass man damit in ein paar Minuten durch ist. Doch ebenso oft ist die Location einige Fußminuten entfernt, die Lichtverhältnisse nicht so wie man es sich wünscht und der Workshopleiter muss auch noch einige Praxiselemente am direkten Beispiel erklären. Sukzessive summieren sich die einzelnen Feinheiten zu einem 2 bis 3 Stunden Fotoshooting. Aber wir sind natürlich Profis und haben es in den 2 Wochen nahezu geschafft, alle Teilnehmer großartig abzulichten.
Im Laufe der 2 Wochen konnte ich deutlich die Fortschritte meiner Teilnehmer beobachten, sodass Eigeninitiative und Einsatzbereitschaft stätig wuchsen.
Der Stadtpark wurde zu unserem zweiten zuhause und auch die halbnackten Badegäste machten uns nichts aus 🙂
Sukzessive funktionierte es dann auch mit dem Geben von Anweisungen, welche dann auch fast ohne Diskussion durch die anderen Teilnehmer umgesetzt wurden. Allmählich entwickelte sich ein Fotografen-Team.
In Ermangelung von anderen Fotomodellen musste der eine oder andere öfter vor die Linse und mit einem fotogenen Lächeln herhalten.
Knietief im Wasser gab es vor dem Medienlager wohl nur in der Badewanne und nicht für ein fantastisches Foto. So wächst jeder mit seinen Aufgaben als Fotograf.
Freizeit
Großer Unmut in drei Worte gefasst – “zu wenig Freizeit” – diese Worte hörte ich NIE von meinen Teilnehmern – Weltklasse! Natürlich wurden seitens des SPIESSERs auch viel für die Freizeit nach oder vor den Workshops unternommen. So besuchten wir gemeinsam die Freie Presse Chemnitz, Radio Chemnitz, Sachsen Fernsehen oder die Filmnächte am Theaterplatz. Leider war nicht all zu viel los in der Chemnitzer Version der FIlmnächte am Elbufer und so erwies sich die freie Platzwahl als recht einfach.
Wer die Augen offen hielt entdeckte auch die eine oder andere Kuriosität.
Bummsinchen schützt nahezu alle Wände vor Beschädigungen durch unterschiedlichste Türen 🙂
Oder eben der “Nischel” aka Karl-Marx-Monument als Ring exklusiv bei Juwelier Roller in Chemnitz.
Auch das Gehirn blieb stets in Bewegung und so verkürzte man sich die Wartezeit auf die Workshopleiter mit Kreuzworträtseln oder eben rumliegen.
Vorzugsweise am Strand vom Stausee Oberrabenstein, wo einst Jahr für Jahr Europas größtes HipHop- und Raggea-Festival splash! stattfand.
Oder eben Knüppelkuchen/Knüppelbrot/Stockbrot am kleinen Lagerfeuer.
Ebenfalls in Ermangelung eines kleinen Kühlschrankes auf dem Zimmer, musste kurzer Hand das Waschbecken herhalten. Leider verfügtes über keinen Waschbeckenstöpsel, aber die Abflussöffnung war genauso groß, wie der Falschenboden. Somit konnte man mit etwas Geduld auch sein eigenes Bier kaltstellen.
Seinen freizeitlichen Höhepunkt von das Medienlager in dem spontanen Freilicht-Poetry-Slam im Nachbargrundstück. Sehr viele Teilnehmer bereiteten einen eigenen Text vor oder wandelten einen fremden passend zum Thema ab. Großes Kino!
Fazit
In diesen 2 Wochen konnten nicht nur meine Teilnehmer einiges über die Fotografie lernen, sondern auch ich über den Umgang mit Jugendlichen und wie man ihnen am besten Wissen vermittelt. Sofern der SPIESSER zulässt bin ich auch gerne nächstes Jahr wieder dabei und treffe vielleicht ein paar alte Gesichter.
Wie ich hörte, war das einzig negative an meinem Fotografie-Kurs, dass ich mich nicht von allen verabschiedet habe. Jungs und Mädels, ich hoffe ihr nehmt es nicht zu schwer. Es war toll mit euch! Nun auf diesem Weg bis bald und auf Wiedersehen.
Wie fandet ihr das Medienlager? Meinungen und Kritik könnt ihr gerne im Kommentarbereich loswerden. Oder würdet ihr gerne einmal mitmachen?
P.S. Wenn ihr Fragen habt, dann immer her damit! 😉
Euer Fabian der Fototeufel
Leave a reply